SV Roedinghausen » Alle wollen drin bleiben. Wir nicht

Für Trainer Mario Ermisch und den SV Rödinghausen soll die Fußball-Westfalenliga eine Durchgangsstation sein.



Die Bagger sind angerollt. In Rödinghausen wird mal wieder gebaut. Die Zufahrtsstraßen zum Häcker-Wiehenstadion werden erweitert, neben der Arena entsteht das Fundament für eine neue Halle. Der nächste Bauabschnitt hat begonnen. Trainingsauftakt beim SVR!

Etwa 15 Fans des Fußball-Westfalenligisten SV Rödinghausen müssen einen Umweg in Kauf nehmen, als sie am Donnerstagabend den Spielern beim Trainingsauftakt auf die Füße schauen wollen. Die Zufahrt ist gesperrt.
Für den Baufortschritt der Mannschaft ist Mario Ermisch verantwortlich. Vor seiner zweiten Saison als Cheftrainer am Wiehen sieht der 53-Jährige den Weg geebnet: »In der Rückrunde war es fast unmöglich, uns zu schlagen.« Die Strukturen in und um die Mannschaft herum wachsen. Ermisch sieht den Leistungsbereich nun besser verzahnt. Das Zusammenspiel mit der zweiten Mannschaft verlief - mit den Worten eines Altkanzlers ausgedrückt - suboptimal. Mit Sebastian Block ist nun ein Ermisch-Mann für die Reserve in der Bezirksliga verantwortlich. Die Teams werden parallel trainieren. »Das kommt einer zweiten Mannschaft eher zu Gute als der ersten. Das weiß ich«, sagt Ermisch. Der 53-Jährige nimmt es in Kauf, um das Gesamtprojekt einen weiteren Schritt nach vorne zu bringen. Er hat in der vergangenen Saison die Gelegenheit genutzt, die aus seiner Sicht notwendigen Strukturen zu schaffen. Dazu gehört die zweite Mannschaft als Unterbau, die Ermisch, ohne despektierlich zu klingen, auch als ein Auffangbecken bezeichnet. Vor der vergangenen Saison wurde fast der gesamte Kader ausgetauscht, dieses Mal nur noch der halbe. Sieht man von Ersatztorwart Pawel Zapala und Nils Mühlenweg ab, sind nur Stammspieler geblieben. Gekommen sind neun Spieler, allesamt mit Erfahrung aus höheren Ligen.
Rödinghausen hat die größte Qualität aller 16 Landesligisten. Deshalb macht Ermisch klar: »Normalerweise will man als Aufsteiger immer in der Liga bleiben. Wir nicht.« Das ehrgeizige Ziel der Rödinghauser: die Oberliga. In der Westfalenliga trifft der SVR auf acht etablierte Gegner und sieben weitere Aufsteiger. Die Qualität der Liga hat nach vermehrtem Aufstieg gelitten. Auf etwas mehr Gegenwehr auf dem Weg zum Titelgewinn wird sich Rödinghausen dennoch einstellen müssen. »Paderborn II, Münster II und Haltern - das sind Mannschaften, die uns das Leben sicher schwer machen werden«, sagt Ermisch, dem eine ausgeglichenere Liga aber durchaus entgegen kommt. »Dann benötigt man nicht 80 Punkte, um Meister zu werden. Wenn wir uns zusammengefunden haben, sind wir in der Lage, den Zuschauern etwas zu bieten.«
Den Sturm auf die Oberliga nehmen 22 mutige Männer in Angriff. Der Kader umfasst 23 Spieler, Lukas Lümkemann darf allerdings nur in der A-Jugend spielen. Alle Positionen sind doppelt besetzt.
Bei der ersten Trainingseinheit kamen die Spieler am Donnerstagabend nur mäßig ins Schwitzen. Erst posierten sie bei einem Fotoshooting für die vereinseigene Internetseite, nach einer Ansprache von Mario Ermisch gab's dann auf Kunstrasen ein Spielchen elf gegen elf. Nahezu jeden Tag steht ab sofort eine Einheit auf dem Plan. Bis zum Testspiel gegen den FC Valencia am Sonntag, 22. Juli, wird jeden Tag geübt. Allerdings nicht im Stadion, sondern auf Kunstrasen oder in Bieren. »Der Platz ist mittlerweile in einem ganz guten Zustand. Die Strecke dorthin ist 1,8 Kilometer lang. Kann man gut laufen«, sagt Ermisch.
Das Valencia-Spiel passt ihm aus Trainersicht nicht in den Vorbereitungsplan. »Der Gegner ist zu stark.« Viele seiner Spieler seien auf dieses Duell fokussiert. »Als Event nehmen wir so ein Spiel hier im Stadion aber natürlich gerne mit. Außerdem gehe ich davon aus, dass meine Spieler gerade vor dem Hintergrund des Valencia-Spiels schon vor dem Trainingsstart ein bisschen etwas getan haben. Da dabei zu sein, ist ein Anreiz.« Ansonsten testet der SVR fast ausschließlich gegen Oberligisten.

(Quelle: BZ vom 14.07.2012)