Gdansk - Lukas Podolski freute sich über ein lautstarkes Geburtstagsständchen, bei jeder Ballberührung des künftigen England-Legionärs brandete im altehrwürdigen Lechia-Stadion von Gdansk zudem tosender Applaus auf. Miroslav Klose musste sich dagegen mit verhaltenem Beifall begnügen - obwohl er beim öffentlichen Training der deutschen Nationalmannschaft nicht nur einmal seine Torjägerqualitäten offenbarte.
Erneut wurden die beiden gebürtigen Polen in ihrem Heimatland recht unterschiedlich empfangen.
"Gedanken gemacht" über schlechte Presse
"Wir sind herzlich und warm aufgenommen worden. Darüber habe ich mich sehr gefreut", sagte Klose recht nüchtern am Dienstag. Der DFB-Torjäger gab vier Tage vor dem ersten EM-Gruppenspiel der deutschen Mannschaft im ukrainischen Lwiw gegen Portugal bewusst noch einmal ein klares Bekenntnis zu seinem Geburtsland ab: "Ich liebe dieses Land genauso wie Deutschland. Meine Familie stammt aus Polen, ich habe hier noch einige Freunde. Es war für mich nie eine Frage, Polen abzustoßen."
Damit reagierte Klose, der am kommenden Samstag vor 34 Jahren im schlesischen Oppeln das Licht der Welt erblickte, auf Berichte der polnischen Boulevardpresse, die seine Liebe und Loyalität zu Polen in Zweifel gezogen hatte. Ihm wurde vorgeworfen, dass er keine Interviews auf Polnisch gibt und lautstark die deutsche Hymne mitsingt.
"Da sind einige Zitate aufgetaucht, die frei erfunden waren", sagte Klose, der vor allem im vergangenen September die Wut seiner Landsleute zu spüren bekommen hatte. Beim 2:2 der DFB-Auswahl zur Stadioneröffung in Danzig gegen den EM-Gastgeber musste er sich viele Pfiffe gefallen lassen.
Klose hat diese Reaktion sehr getroffen: "Ich habe mich darüber gewundert und habe mir natürlich meine Gedanken gemacht. Damals war es so, dass mich mein Onkel schon vorher angerufen und mir erzählt hatte, was in den Zeitungen über mich berichtet wurde und dass mir der Kontakt nach Polen nicht mehr wichtig sei. Die Leute, die im Stadion waren, hatten das natürlich auch gelesen und dachten offenbar, dass ich mich nur als Deutscher fühle und mit Polen nichts zu tun haben will", sagte Klose. Zu seinem Geburtstag am Samstag wünscht er sich "nur drei Punkte".
"Poldi": Verhaltener Jubel 2008
Die wünscht sich auch Podolski, der ohne Zweifel ein besseres Standing in Polen hat. Für die meisten Polen ist der 27-Jährige immer noch der nette Junge von nebenan, der seine Heimatsprache pflegt, regelmäßig die Oma in Gleiwitz besucht, der soziale Projekte in Polen unterstüzt und der eigentlich lieber polnischer Nationalspieler geworden wäre.
Eines haben sie Podolski auch nicht vergessen: Nach seinen beiden Treffern beim 2:0 im EM-Gruppenspiel gegen Polen 2008 wollte er sich nicht recht freuen, außerdem drehte er nach dem Abpfiff im polnischen Trikot eine Ehrenrunde. Vor dem Spiel hatte der rechtspopulistische Politiker Miroslaw Orzechowski als Chef der national-katholischen Partei "Liga polnischer Familien" (LPR) Podolski und Klose noch die polnische Staatsbürgerschaft entziehen wollen.
"Habe ein polnisches Herz"
Zudem hat jeder Pole noch die Bilder von Podolskis kirchlicher Trauung im Kopf, die vor einem Jahr in dem kleinen Dörfchen Kamionna, 70 Kilometer von Warschau entfernt, stattgefunden hat. 150 Gäste hatte Poldi zur Traumhochzeit mit seiner Monika einfliegen lassen, die zur Musik einer polnische Popgruppe feierten.
Das kommt an bei den Leuten. Kein Wunder, dass die Autogramme von Podolski in Gdansk besonders begehrt waren. "Ich habe ein polnisches Herz und das wir auch immer so bleiben", sagte er nach dem Schautraining einheimischen Reportern in perfektem Polnisch und heimste zusätzliche Sympathiepunkte ein.
Aber auch Klose, der ebenso wie Podolski am vergangenen Freitag mit einer Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau besuchte, musste noch lange nach dem Trainingsende Hände schütteln. Das sah dann für ein paar Minuten doch so aus, als sei der Profi von Lazio Rom einer der Ihren.
(Quelle bundesliga.de)